Pfadfinder in Verden im Wandel der Zeit

Schon in der Zeit vor 1933 gab es in Verden eine Pfadfindergruppe, die von dem Bruder
von Dr. Wolfgang Schöttler gegründet und geleitet wurde. Aus dieser Zeit gibt es leider
nur wenig Aufzeichnungen. Bekannt ist nur, dass der nachmalige Verkehrsamtsleiter
Curt Troue, der spätere stellvertretende Stadtdirektor Walter Bergholz, der Kolonialwarenhändler
Walter Lüdemann und der Glasermeister Schlüter Mitglieder dieser Gruppe
waren. Als Pfadfinderheim diente eine kleine Hütte am Gohbach in Specken auf dem
Grundstück des Landwirtes Martens. Als dann die Jugendverbände von den Nationalsozialisten
in den Jahren 1933 und 1934 aufgelöst und verboten wurden, wurde auch die
Verdener Pfadfindergruppe geschlossen.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, am 21. Juni 1948, gründete Adolf Schneider die
Pfadfindergruppe „Schwarzer Panther“ in Verden und es fand wieder Pfadfinderarbeit
nach den inhaltlichen Konzepten des Gründers der Pfadfinderbewegung, Robert Baden-
Powell, statt. Im Jahr 1950 übernahm Reinhard Rüdiger die Stammesführung der
Pfadfindergruppe und benannte sie in Stamm „Amelungen“ (Namensgebung nach dem
Nibelungenlied, in Anlehnung an das Herrschergeschlecht „Amaler“ aus dem 4. Jahrhundert)
um.
Das erste Lager des gesamten Stammes, an dem 32 Pfadfinder teilnahmen, fand im Jahr
1952 in Schönhagen im Solling statt. Der Stamm Amelungen hatte zu diesem Zeitpunkt
kein eigenes Pfadfinderheim. Er traf sich in den Räumen der damaligen Berufsschule in
der Marienstraße und im Verlauf im Hause Smidt in einem Kellerraum in der Windmühlenstraße.
Die Gruppe wuchs im Laufe der Jahre und zählte 1958 etwa 80 Mitglieder. Ebenfalls im
Jahr 1958 kam es zur Zäsur. Der Stamm „Amelungen“ teilte sich nach inhaltlichen Differenzen
in zwei Aufbaugruppen mit den Namen „Freibeuter“ und „Dietrich von Bern“.
Beide Gruppen gehörten zum Horst (Ein Zusammenschluss von Gruppen) ,,Amelungen“.
Während sich die „Freibeuter“ in einem Kellerraum im Brunnenweg in Verden trafen,
trafen sich die Jungen des Stammes „Dietrich von Bern“ am Mühlenberg auf dem Anwesen
des Maurermeisters Brandt.
Erst 1964 vereinigten sich beide Gruppen wieder zum Stamm „Amelungen“, weil die „Freibeuter“
keine Stammesführung mehr hatten. 1967 gelang es, das heutige Haus „Zwischen
den Brücken“, jetzt „Klusdamm“, das von der Stadt gepachtet werden konnte, als Pfadfinderheim
zu beziehen.
Durch eine kontinuierlich langjährige Führung und gezielte Ausbildung von Gruppenleitern
wuchs der Stamm Amelungen in den Jahren nach 1967 zahlenmäßig bis auf 280
aktive Mitglieder mit in etwa der gleichen Anzahl an passiven Mitgliedern an. Inzwischen
war auch eine Mädchenpfadfinderinnengruppe, die in den 50er-Jahren durch
Helga Rüdiger aufgebaut wurde, aber ihrer Zeit voraus war, durch Ingeborg Helmer
wieder neu gegründet worden.
Als die Stadt Verden mit der Stadt Saumur eine Partnerschaft einging, waren die Verdener
Pfadfinder 1968 die erste Jugendgruppe, die ihre Partner-Pfadfindergruppe in
Saumur fand. 1968 kam es zu einem Austausch mit über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Großfahrten unter anderem nach Korsika, Schottland, Wales, Frankreich, Italien
und Dänemark wurden durchgeführt.
Die Errichtung oder Pachtung eines eigenen Landheimes war schon lange als notwendig
angesehen worden. Im Jahr 1973 gelang es, in Lehringen den „Amelungenhof“ und in der
Folge 1983, die „Pfadfinderkate“ zu pachten. Der Amelungenhof wird noch heute als „ev.
Freizeitheim Lehringen“ weitergeführt. Im Jahr 1994 konnte in Fortführung der Bemühungen
um eine Pfadfinderbildungsstätte der Freundeskreis Verdener Pfadfinder e.V. die
,,Hasenheide“ bei Neddenaverbergen erwerben. Die Hasenheide steht bis heute als Pfadfinderbildungsstätte
zur Verfügung.
Im Jahr 2005 konnte der Pachtvertrag für das Pfadfinderheim an der Aller um weitere 50
Jahre verlängert werden. Leider wurde 2010 das Haus durch einen Brandanschlag verwüstet
und musste in zweijähriger Arbeit wieder neu hergerichtet werden. Da die Pfadfinderarbeit
in dieser Zeit nur notdürftig weitergeführt werden konnte, erholte sich die
Mitgliederzahl erst langsam wieder auf jetzt über 120 aktive Mitglieder.
Im Jahr 2018 ist der Stamm „Amelungen“ ein Stamm im „Bund der Pfadfinderinnen und
Pfadfinder“, in dem mehr als 120 Kinder und Jugendliche beider Geschlechter nach dem
Grundsatz unserer angehängten pädagogischen Konzeption Pfadfinderinnen und Pfadfinder
sind und Abenteuer (er)leben. Mit großem Einsatz ermöglichen ausschließlich ehrenamtliche
Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter jährlich mehr als 2.800 Übernachtungen
in und mit der Natur, die sich auf fünf oder mehr Fahrten in das In- und Ausland
verteilen. Wöchentlich finden am Dienstag Gruppenstunden für die Wölflinge (6-12
Jahre) und Pfadfinder (12-16 Jahre) in unserem Pfadfinderheim statt, die von den Gruppenleiterinnen
und Gruppenleitern – die selber erst 16 Jahre oder älter sind – durchgeführt
werden. Frei nach dem Motto ,,learning by doing“ streben wir nach der größtmöglichen
Übernahme von Verantwortung und erschaffen dringend benötigte Freiräume, um
durch das Zulassen von Fehlern unsere Mitglieder, neben der Förderung der Selbstwirksamkeit,
beim Heranwachsen zu mündigen und aufgeklärten Menschen zu unterstützen. Die Unterhaltung und Pflege des Pfadfinderheimes ist, inklusive aller damit verbundenen Pflichten, liegt vollständig in Hand der Verdener Pfadfinder, die sich aus den aktiven Pfadfindern des Stammes Amelungen, dem Freundeskreis Verdener Pfadfinder e.V. und den Altpfadfindern der Gilde „Störtebeker“ zusammensetzen.

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